Restaurant Nix's in der Laterne, Luzern

Überprüfung der Restaurant Nix's in der Laterne von 19 April 2010

Warum denn in die Ferne schweifen, vielleicht liegt das Gute ja wirklich so nah? Dachten wir uns beim Betrachten des Restauranteingangs am Reusssteg. Nix in der Laterne klang spannend eigenwillig und irgendwie kreativ ganz im Gegensatz zu den plastifizierten Rattanstühlen auf dem Vorplatz. Wir wagten den Schritt und den Blick ins Innere und waren vorerst angetan; auf einer Schiefertafel blitzten uns die Titel der Gerichte entgegen, der Gastgeber grüsste freundlich, die Atmosphäre war entspannt und die Textillederpolster der roten Stühle passten irgendwie einladend ins Ambiente. Flammenkuchen und Bier schienen die richtige Wahl nach dem längeren Spaziergang durch die Hügelwelt vor Luzern zu sein. Nach der Bestellung wandelte sich der vorerst positive Eindruck: Die im Untertitel des Restaurants umschriebenen «feinen Schmecker» hielten Einzug, neben uns nahmen eine ältere Dame - Typ: Ich gehöre zur gehobenen Mittelklasse und ich kann es nicht akzeptieren, dass ich nicht zu den Superreichen gehöre -, die nicht älter werden wollte und deren Tochter, offenbar eine Gymnasiastin, die zum optischen Ausgleich dazu auf alte Jungfer getrimmt war Platz. Immer wieder entnahm man der Geräuschekulisse fetzen des Expertengeschwafels von offenkundigen Nicht-Weinkennern mit Profilierungsneurose. Für den österreichischen Gastgeber Patrick Grinschgl machten je später der Abend desto mehr die Kleider die Leute, die bevorzugt zu behandeln sind. Wir erhielten in unserem «Trekkinglook» unseren vorzüglichen Flammenkuchen später als all jene, die etwas später als wir bestellten. Abschliessend lässt sich sagen, dass die Küche ihr Metier sehr gut beherrscht, der Service und der Gastgeber jedoch in unsympathischer Erinnerung bleiben werden. Die Antipathie toppen konnten jedoch nur unsere Tischnachbaren; die nicht-älter-werden-wollende Dame belehrte die Serviertochter, was der italienische Caffè macchiato ist (ein kurzer Espresso mit Milchschaumhaube) und in Trend-Neu-Downtown-Switzerland-Deutsch heisst. Ich mag irgendwie Restaurants, die mehr sein wollen als sie sind genauso wenig wie Menschen und plastifizierte Rattanstühle, die mehr sein wollen als sie sind. Diese Atmosphäre der Frustration war durch den Abend omnipräsent.

Quelle: Qype